Table of Contents
Wenn du segeln durch einen Sturm musst, wird nicht nur deine Seemannschaft auf die Probe gestellt – es geht ebenso um deine mentale Stärke, deine Ausrüstung und deine Vorbereitung. Ob du selbst als Skipper an Bord bist oder ein erfahrener Crewmitglied – das Navigieren durch schweres Wetter verlangt Ruhe, Strategie und klare Entscheidungen. Dieser Leitfaden richtet sich an Segler mit mittlerem bis fortgeschrittenem Erfahrungsniveau und basiert auf praxisnahen Einsichten professioneller Charterskipper – nicht auf theoretischem Wissen.
Ein Sturm auf See muss kein Chaos bedeuten. Mit der richtigen Herangehensweise lassen sich Stürme nicht nur bewältigen, sondern sicher durchstehen. Alles beginnt mit mentaler Bereitschaft, einer strukturierten Planung und dem Bewusstsein, dass die Natur zwar mächtig, aber nicht unbesiegbar ist. Lerne, jeden Windstoß und jede Welle als Teil des Abenteuers zu sehen – denn mit der richtigen Ausrüstung und Vorbereitung kann das Segeln durch einen Sturm nicht nur sicher, sondern sogar unvergesslich werden.

Stürme verstehen – Was auf See wirklich passiert
Kein Sturm gleicht dem anderen – genau das macht das Thema Sicherheit beim Segeln bei schlechtem Wetter sowohl zu einer Wissenschaft als auch zu einer Kunst. Die See ist ein dynamischer Raum, und ein fundiertes Verständnis für verschiedene Wettersysteme ist entscheidend.
Böenfronten (Squalls) sind plötzliche, heftige Windstöße, oft begleitet von dunklen Wolken und schnellen Druckabfällen. Sie sind meist lokal begrenzt und von kurzer Dauer, können jedoch selbst erfahrene Segler überraschen. Frontensysteme hingegen sind großflächiger, vorhersagbarer und bringen über viele Meilen hinweg anhaltend starke Winde und hohe Wellen mit sich.
Stürme auf See verhalten sich anders als an Land. Windrichtungen können sich abrupt ändern, sanfte Wellen in kürzester Zeit zu haushohen Brechern anwachsen, und der Luftdruck kann innerhalb weniger Minuten dramatisch sinken. Ein wachsamer Blick auf das Barometer und optische Warnzeichen – wie herannahende dunkle Fronten oder plötzliche Temperaturveränderungen – sind unerlässlich.
Verlasse dich nicht ausschließlich auf Wetter-Apps. Nutze zusätzlich marine Wetterberichte, frage in Häfen nach Einschätzungen und höre den VHF-Wetterkanälen zu. Die Wetterlage auf See kann sich schneller zuspitzen als die Prognosen es zeigen. Ziel ist nicht, jedem Sturm auszuweichen – sondern vorbereitet zu sein.

Frühzeitig reagieren – Wann es Zeit ist, den Kurs zu ändern
Eine der wichtigsten Tipps für das Segeln bei Sturm ist: Reagiere frühzeitig. Viele Skipper unterschätzen Anzeichen für aufziehendes Unwetter oder zögern zu lange mit Gegenmaßnahmen. Wer Warnsignale rechtzeitig erkennt, minimiert Risiko und Stress an Bord.
Achte auf die Wolkenbildung. Hohe, turmartige Cumulonimbus-Wolken, abrupte Temperaturabfälle und sichtbare Windlinien auf dem Wasser sind klare Hinweise auf nahendes Unwetter. Deine Instrumente – Windmesser, Barometer, Radar – sind entscheidend. Mit AIS kannst du auch erkennen, ob andere Schiffe bereits ihren Kurs ändern.
Der alte Seglerspruch „Reef early“ (Reffe früh) ist absolut ernst zu nehmen. Wer zu spät refft, bringt die Crew oft in gefährliche Situationen, weil Segel unter extremer Belastung bedient werden müssen. Die Regel „Ein Reff zu spät ist ein Reff zu viel“ trifft den Punkt.
Bereite deine Crew vor. Klare Rollenzuweisung, Rettungswesten anlegen, Abläufe kommunizieren – gute Kommunikation ist ein Grundpfeiler jeder erfolgreichen Sturmtaktik auf der Yacht.
7 bewährte Taktiken an Bord – So überstehst du den Sturm
Wenn du durch einen Sturm segelst, zählen praktische Handlungen mehr als jede Theorie. Hier sind sieben erprobte Maßnahmen, mit denen dein Boot sicher durch schwere See kommt:
1. Den richtigen Kurs steuern
Positioniere dein Boot mit Bug oder Heck zu den Wellen – niemals seitlich. Das verringert die Gefahr des Querschlagens (Broaching) und hält das Boot stabil. Bei Vorwindkursen kann das Heck zur Welle angenehmer sein. Bleib flexibel – die Wellenrichtung kann sich ändern.
2. Segel clever reffen oder bergen
Sturmsegel – also Sturmfock und Trysegel – sind in rauen Bedingungen unverzichtbar. Wenn du keine hast, dann reffe frühzeitig und großzügig. Steigen die Windstärken stark an, zögere nicht, die Segel komplett zu bergen und unter „blankem Mast“ weiterzufahren.
3. Beidrehen (Heave-To)
Zu wissen, wie man bei Sturm beigedreht, kann lebensrettend sein. Mit dieser Technik bringst du das Boot fast zum Stillstand und stabilisierst es gegen Wellen und Wind. Das Vorsegel wird auf der „falschen Seite“ gesetzt, das Ruder fixiert – so verharrt die Yacht in einer ruhigen Position.
4. Ankern bei Sturm
Wenn du dich in Küstennähe befindest und das Weitersegeln zu gefährlich wird, kann Ankern die beste Option sein. Verwende mindestens das Achtfache der Wassertiefe an Kette (8:1 Scope). Nylonleinen sind weniger geeignet – hier zählen Gewicht und Dehnung der Kette.
5. Lose Ausrüstung sichern
Alles, was sich bewegen oder losreißen kann, wird zur Gefahr. Ob im Cockpit oder unter Deck – sorge dafür, dass jede Leine verstaut, jede Luke verschlossen und jedes Teil gesichert ist.
6. Wachplan einführen
Auch wenn es kräftezehrend ist: Erschöpfung darf nicht zur Gefahr werden. Organisiere eine Wachrotation, damit ständig jemand die Lage beobachtet – sei es Wellengang, technische Probleme oder Schiffsverkehr.
7. Wenn nötig: Schiff verlassen
Ein seltener, aber manchmal überlebenswichtiger Schritt. Wenn Wasser unaufhaltsam eindringt oder die Yacht manövrierunfähig ist, aktiviere dein EPIRB, schnapp dir die Notfalltasche und führe eine geplante Evakuierung durch. Zu wissen, was man bei Sturm auf See tun muss, schließt auch das Loslassen mit ein.

Mentale Stärke – Ruhe bewahren, wenn es brenzlig wird
Segler sprechen oft über Technik und Ausrüstung – aber was in deinem Kopf passiert, zählt genauso viel. Wenn du durch einen Sturm segelst, kann eine ruhige, fokussierte Haltung entscheidend sein.
Beginne mit kontrolliertem Atmen. Eine Methode wie „Box Breathing“ – vier Sekunden einatmen, halten, ausatmen, wieder halten – hilft, das Nervensystem zu beruhigen und Panik zu verhindern.
Verändere deine Perspektive. Sieh den Sturm nicht als Katastrophe, sondern als Herausforderung. Deine Crew orientiert sich an deiner Haltung. Wenn du ruhig bleibst, tun sie es auch.
Checklisten sind hilfreich, um fokussiert zu bleiben. Reffe, informiere die Crew, sichere Ausrüstung, prüfe Instrumente – Schritt für Schritt. Das hält den Kopf frei.
Nicht zu unterschätzen: kleine Annehmlichkeiten. Trockene Kleidung, Snacks, Wasser, warme Decken – sie bewahren die Moral und helfen, auch lange Stunden im Sturm zu überstehen.
Sturm-Notfallset – Diese Ausrüstung solltest du dabeihaben
Die richtige Ausrüstung macht den Unterschied, wenn du durch einen Sturm segelst. Ein durchdachtes Notfallset sorgt dafür, dass du auf den Ernstfall vorbereitet bist.
Zur Segelgarderobe gehören eine Sturmfock und ein Trysegel oder zumindest robuste Refftücher. Zur Sicherheitsausstattung zählen durchgängige Lifelines und Sicherheitsgurte – bei schlechtem Wetter ist jeder eingeklinkt.
Essentiell sind auch Backup-Navigation und -Kommunikation: Handfunkgerät, wasserdichte Taschenlampe, Ersatz-GPS, Batterien. Manuelle Lenzpumpen, Eimer und Signallichter gehören ins Cockpit.
In deine Notfalltasche gehören: EPIRB, Notrationen, Thermodecken, Signalfackeln, Wasserreinigungstabletten. Alle an Bord sollten wissen, wo sie ist und wie man sie benutzt.
Besser übervorsichtig als überrascht. Jedes Teil in deinem Sturm-Set gibt dir Handlungsspielraum – und Handlungsspielraum ist Sicherheit.
Fazit: Stürme warten nicht – aber du kannst bereit sein
Durch einen Sturm zu segeln ist nichts, was man sich im Urlaub wünscht – aber wenn es passiert, zählt deine Vorbereitung. Ob Wochenendausflug oder längere Reise: Wer sein Boot, seine Crew und sich selbst gut kennt, meistert auch schwierige Bedingungen.
Mit einem Charter von Borrow A Boat bekommst du nicht nur ein Boot – sondern Unterstützung, Beratung und Ausrüstung, die den Ansprüchen erfahrener Segler gerecht werden. Plane deine Route, wähle ein Boot mit Sturmsegeln und Sicherheitsausstattung – und geh mit dem guten Gefühl aufs Wasser, dass du für jede Wetterlage gerüstet bist.
Wähle dein Ziel. Sammle deine Crew. Pack klug. Und vor allem: Segle sicher.
Stürme warten nicht – aber du kannst vorbereitet sein. Chartere jetzt mit Borrow A Boat und starte 2025 selbstbewusst in jedes Revier.